Über die Arbeit mit dem Nervensystem
Als ausgebildeter NESC® Coach (Kurzform für NeuroEmbodied Soul Centering) verfolge ich einen körperorientierten Ansatz und arbeite mit dem Nervensystem.
Falls du dir darunter gerade noch nichts vorstellen kannst: Mir ging es früher ganz ähnlich.
Darum möchte ich dir das Thema auf dieser Seite gerne etwas näherbringen.
Warum ist die Arbeit mit dem Nervensystem
überhaupt so wertvoll?
Stell dir vor, du sollst einen Vortrag halten und allein beim Gedanken daran bekommst du schweißnasse Hände, dein Puls schlägt dir bis zum Hals und deine Muskeln spannen sich an. Dein Nervensystem nimmt in diesem Beispiel die Situation als Gefahr wahr und macht genau das, was seine Aufgabe in einer Gefahrensituation ist: dich auf den Kampf oder eine mögliche Flucht vorbereiten.
Deine Muskeln, dein Puls, dein gesamter Körper ist bereit zu reagieren und dein Angstschweiß hat einen unangenehmen Geruch und soll dich unattraktiv machen für den berühmten Säbelzahntiger, der dich fressen will. Das Problem: Der Vortrag ist kein Säbelzahntiger. Er wird dich nicht fressen. Das weiß dein Körper, oder genauer gesagt dein Nervensystem, in diesem Moment aber nicht. Dein Nervensystem hat die Aufgabe, für dein Überleben zu sorgen und möchte daher immer Sicherheit für dich schaffen. Erfahrungen und alte, gelernte Muster können allerdings dazu führen, dass dein Nervensystem in zu vielem eine Gefahr sieht und deine Reaktionen darauf daher stärker sind als eigentlich notwendig.
Du kannst in diesem Beispiel versuchen, dir einzureden, dass nichts Schlimmes passieren wird und dir Affirmationen aufsagen á la „Mein Vortrag wird ein voller Erfolg“. Aber es kann sein, dass all das nichts bringt, weil deine körperlichen Reaktionen sich nicht austricksen lassen. Dein Gehirn registriert, wenn du dir etwas aufsagst, an das du selbst nicht glaubst. Das Resultat: Dein Körper stuft die Situation unverändert als Gefahr ein.
Was kann dir in solchen Situationen helfen?
In solchen akuten Situationen gibt es verschiedene Möglichkeiten dein Nervensystem schnell wieder in das Gefühl der Sicherheit zurückzubringen. Das kann z. B. eine Orientierungsübung sein, die dich raus aus dem Kopf und rein ins Hier und Jetzt bringt (in dem es keinen Säbelzahntiger gibt).
Auf lange Sicht gesehen führt ein Nervensystem, das wieder in die Balance (und damit in eine grundlegende Sicherheit) gebracht wurde, aber dazu, dass solche Situationen gar nicht erst als Gefahr eingestuft werden.
Genau das ist es, warum die Arbeit mit dem Nervensystem so wertvoll ist. Aus einer inneren Sicherheit heraus nehmen wir äußere Umstände auf unbewusste Weise anders wahr, in diesem Fall nicht mehr als Gefahr. Der Kopf, der immer nachgeschaltet reagiert, interpretiert eine Situation dann auch nicht mehr als gefährlich.
Die 3 Verhaltensweisen unseres Nervensystems
Es gibt unterschiedliche Wirkweisen in unserem Körper. Laut der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges gibt es in unserem Nervensystem im Wesentlichen 3 Verhaltensweisen, die alle essenziell wichtig sind für uns und die in unterschiedlichen Kombinationen zusammenwirken:
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- unser Gaspedal für Aktivierung und Beschleunigung (Sympathikus),
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- unser Bremspedal zum regulierten Entschleunigen (ventraler Vagus) und
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- unsere Notbremse als letzte Option (dorsaler Vagus).
Alle diese Energien in uns haben wichtige Funktionen, daher geht es nicht darum, eine oder mehrere davon zu unterdrücken. Die Balance in unserem Nervensystem wird dadurch erreicht, dass diese 3 Verhaltensweisen harmonisch miteinander zusammenarbeiten.
Wenn die ventrale Energie in uns stark ist, fühlen wir eine innere Sicherheit und sind mit uns und auch anderen verbunden. Wir spüren diese Energie z. B. bei körperlicher Nähe, beim gemeinsamen Spielen oder wenn wir ein wohltuendes Gespräch mit einer vertrauten Person führen. Man könnte meinen, dass es doch sinnvoll wäre, dauerhaft diesen Zustand anzustreben, aber die anderen beiden Wirkweisen unseres Nervensystems sind genauso elementar wichtig für uns.
Sympathische Energie bringt uns z. B. in die Lage sportlich aktiv zu werden, zu tanzen und für unsere Meinung einzustehen. In einem dysregulierten Zustand kann sie uns jedoch auch in einem Wutzustand festhalten, in Eifersucht oder Selbstzweifeln.
Dorsale Energie ist wichtig für einen gesunden Schlaf und hilft uns, wieder zu Kräften zu kommen, wenn wir krank sind. Ist das Nervensystem aus der Balance geraten, kann die dorsale Energie aber auch die sinnbildliche Reißleine ziehen und zwingt unseren Körper dadurch zu einer Zwangsruhe. Für uns kann sich das dann z. B. wie eine totale Antriebslosigkeit anfühlen.
Wie du siehst: Es geht hier nicht um gute vs. schlechte Wirkweisen. Es geht um Balance und das harmonische Zusammenspiel miteinander.
Komponenten meines Coachings
Wahrnehmen
Dir wird der Raum gegeben, damit du lernen kannst, dein Nervensystem und seine verschiedenen Zustände kennenzulernen und wahrzunehmen. Das ist die Basis für alles Weitere. Allein durch das Spüren und Erlauben der einzelnen Zustände kann sich schon viel verändern.
Einflüsse
Du bekommst ein Bewusstsein dafür, welche Faktoren dein Nervensystem in deinem Inneren, im Außen und im zwischenmenschlichen Miteinander beeinflussen. Dadurch kannst du nicht nur lernen, frühzeitig auf Einflüsse zu reagieren, du kannst die Faktoren auch aktiv zu deinen Gunsten nutzen.
Navigieren
Wenn du deinen aktuellen Zustand und was dich dorthin gebracht hat erkennen kannst, kannst du auch lernen, deinen Zustand zu verändern. Dazu gehört z. B. reguliert abzubremsen (ventraler Vagus), wenn du zu schnell unterwegs bist (Sympathikus) oder in die Entspannung zu kommen, wenn dein Körper die Notbremse (dorsaler Vagus) gezogen hat.
Theorie
Wie sehr du dabei auch an der Theorie interessiert bist, entscheidest du. Ich kann dir dazu sehr gerne Wissen an die Hand geben, erforderlich ist es bei einem NESC® Coaching aber nicht. Für dein Nervensystem ist das Spüren und Erlauben relevant, nicht das Wissen.
Warum arbeite ich mit
dem Nervensystem?
Über 10 Jahre lang habe ich mich mit verschiedenen Bereichen der Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Immer wieder kam ich zu dem Schluss, dass ich mich im Kreis bewege.
Je mehr ich an mir gearbeitet habe, je mehr ich hinterfragt, verändert und optimiert habe, desto mehr hatte ich immer noch diese innere Unruhe in mir. Den Druck, das schlechte Gewissen, das Gefühl, die Tipps nicht gut genug umgesetzt zu haben. „Mit mir muss ja was nicht richtig sein, sonst würde es mir doch nicht immer noch schlecht gehen.“
Also entschied ich mich, nicht mehr länger immer nur an den gleichen Stellen nach Lösungen zu suchen: meinem Kopf, Ich probierte stattdessen etwas Neues aus und begann, meinen Körper miteinzubeziehen.
Dank der Arbeit mit NESC® habe ich am eigenen Leib erfahren können, wie viel sich im Außen automatisch ändert, wenn sich mein Inneres ändert. Solange mein Nervensystem so vieles um mich herum als Gefahr auffasst, kann ich noch so viel an meinem Mindset verändern. Den Körper kann ich damit nicht überlisten. Denn in meinem Inneren habe ich selbst nicht an das geglaubt, was ich mir aufgesagt habe.
Das Nervensystem steuert u. a. unseren Atem, unsere Verdauung, unseren Herzschlag, unsere Muskulatur. Es reagiert ganz automatisch und noch bevor wir eine Situation mit dem Verstand wahrgenommen haben. Wenn dich eine Person, eine Tätigkeit, ein Umstand stresst, aufregt, ängstigt oder aus der Bahn wirft, dann, weil dein Nervensystem darin eine Gefahr sieht.
Seit ich mein Nervensystem zurück in die Sicherheit gebracht habe und in die Balance, macht es wieder mehr und mehr das, wofür es da ist: in wahren Gefahrensituationen reagieren. In allen anderen Situationen reagiere ich daher viel gelassener als früher und innerlich ruhiger.
Da ich selbst weiß, wie wertvoll diese Veränderung ist, möchte ich auch anderen Menschen durch die Arbeit mit ihrem Nervensystem helfen.