8 Fragen für eine stressfreie Weihnachtszeit

von | 01. Dez 2023 | Selbstfürsorge

„Weihnachten ist die schönste Zeit des Jahres”. Diesen Satz habe ich schon sehr oft gehört und für viele Menschen ist er bestimmt auch wahr. Für andere hingegen kann gerade diese Zeit des Jahres besonders herausfordernd sein.

Ich finde es unrealistisch zu behaupten, dass du mit nur wenigen Handgriffen die kommenden Wochen plötzlich in eine Oase der Ruhe verwandeln kannst. Aber du hast die Möglichkeit, mehr Raum für dich zu schaffen, den Druck rauszunehmen und dich auf die „Ich-krieg-hier-gleich-die-Krise-Momente” gut vorzubereiten. Mit Hilfe der folgenden Anregungen kannst du wohlwollende Entscheidungen für dich treffen, kleine Veränderungen vornehmen und einen neuen Blickwinkel ausprobieren.

Aber warum ist die Weihnachtszeit für manche überhaupt so stressig?

Der Duft von frisch gebackenen Plätzchen, ein Berg aus Geschenken und die ganze Familie an einem Tisch. Das klingt doch verlockend, oder etwa nicht?

Eben nicht für jede und jeden. Wenn ich z. B. selbst die Person bin, die die Plätzchen früh morgens noch „schnell” vor der Arbeit backen muss, weil ansonsten zwischen Meetings, Abgabeterminen und dem Advents-Kaffeetrinken im Seniorentreff mit Oma Erna keine Zeit mehr dafür bleibt, während ich parallel übers Handy die letzten Geschenke online bestelle. Oder wenn sich allein beim Gedanken an das Familientreffen meine Nackenhaare aufstellen und die vorprogrammiert dicke Luft am gedeckten Tisch jetzt schon körperlich spürbar ist. Weil Tante Hilde schon seit Jahren nicht mehr mit ihrem Schwiegersohn spricht, Onkel Herbert der Braten eh wieder zu trocken sein wird und ich aufs Neue gefragt werde, wie es denn nun eigentlich mit Kindern bei mir aussieht.

Ja, dann klingt all das plötzlich doch nicht mehr so verlockend.

Welche Emotionen, Gedanken und Erfahrungen wir mit der Weihnachtszeit verbinden, ist so individuell und unterschiedlich wie die Nussecken, die ich letztens versucht habe zu backen. Die einen assoziieren damit, endlich mal wieder Zeit für die Liebsten zu haben, runterzukommen und es sich gemütlich zu machen. Für die anderen hingegen sind das die Wochen im Jahr, in denen die Zeit nur so rast, weil man von einer Verabredung zur nächsten springt, sich mit Menschen trifft, die man aus gutem Grund nur ein Mal im Jahr sieht, und dabei versucht, „nebenbei” alle Geschenke rechtzeitig zu besorgen. Und das sollten natürlich besonders kreative und durchdachte Geschenke sein und am besten doch gleich selbst gebastelt, na klar.

Ok, das klingt vielleicht etwas überspitzt.

Aber ganz ehrlich: Ich habe jedes dieser Gefühle und jeden dieser Gedanken selbst schon gehabt. Vielleicht nicht alle auf einmal, aber häufig genug, um zu wissen: Die Weihnachtszeit ist nicht für jede und jeden die schönste Zeit des Jahres und schon gar nicht die entspannteste. Und dabei bin ich noch nicht einmal darauf eingegangen, dass Weihnachten auch viel mit der Kindheit und Familie assoziiert wird. Und gerade dabei tragen wir alle die ganz unterschiedlichsten Gefühle im Bauch mit uns herum.

Was also tun?

Türen und Fenster geschlossen halten und darauf warten, dass die Raketen das neue Jahr verkünden? Das wäre EINE Möglichkeit. Eine viel schönere wäre es aber, sich aus dem mitreißenden Fluss der Erwartungen an eine perfekte Weihnachtszeit zu befreien, sich ans Ufer zu setzen und bewusst zu schauen, was du dir aus dem vorbeifließenden Strom an Möglichkeiten für dich herausfischen möchtest.

Hier sind ein paar Fragen, die du dir dabei stellen kannst. Wenn dein Bauchgefühl sich davon angesprochen fühlt, überlege dir gerne, was du davon für dich umsetzen möchtest.

Ich habe diese Fragen über die letzten Jahre hinweg selbst für mich beantwortet. Seitdem ist die Weihnachtszeit zwar immer noch nicht meine liebste Zeit des Jahres, aber sie liegt mir längst nicht mehr so schwer auf den Schultern.

Stelle dir diese 8 Fragen für eine stressfreie Weihnachtszeit

1. Auf welchen Hochzeiten möchtest du tanzen?

Weihnachtsfeiern im Job oder Verein, Treffen auf dem Weihnachtsmarkt, im Freund:innenkreis, mit der Familie und und und.

Was davon möchtest du wirklich wahrnehmen? Worauf freust du dich? Es ist nicht schlimm, nicht zu jeder Feier zuzusagen. Und vielleicht kann man manche Treffen auch zu einem Neujahrstreffen im Januar umwandeln? Bei vielen Menschen ist die Weihnachtszeit so vollgepackt, dass sie den Vorschlag, das Treffen zu verschieben, dankend annehmen werden.

Anstatt dir nur über die Einladungen, die du erhalten hast, Gedanken zu machen, kannst du den Spieß auch bewusst herumdrehen: Welche Einladungen möchtest DU aussprechen? Was möchtest du mal erleben, sehen und mit wem möchtest du das tun?

2. Welche Umgebung ist nährend für dich?

Muss die Wohnung immer so perfekt dekoriert werden, als würde sie einem Inspirationsfoto auf Pinterest entspringen? Vielleicht reicht dir auch eine Lichterkette, eine kuschelige Decke, die immer griffbereit liegt, oder die uralte Wichtelfigur, der schon ein Arm fehlt, aber die eine schöne Erinnerung in dir hervorruft. Die Deko sollte DIR und deinen Liebsten, die mit dir wohnen, gefallen. Und darf anderen gerne „zu wenig” sein.

3. Wann kannst du die Pause-Taste drücken?

Früher kam mir die Weihnachtszeit so kurz vor, dass es sich für mich kaum lohnte, die Dekokiste dafür aus dem Keller zu holen. Heute suche ich aktiv nach Momenten im Alltag, in denen ich die innerliche Pause-Taste drücke. Das kann bei einer Tasse Tee sein, wenn ich eine Kerze anmache oder beobachte, wie der Schnee sich auf die Bäume vor dem Küchenfenster legt. Manchmal sind es ein paar Minuten, oft nur wenige Sekunden, in denen ich ganz bewusst schaue, rieche, fühle, schmecke. So als würde ich innerlich jemandem beschreiben wollen, was ich gerade erlebe. Das klingt vielleicht komisch, aber durch solche kleinen Momente, zieht sich die gefühlte Zeit wirklich in die Länge. (Wenn du schon mal einen Film geschaut hast, bei dem jemand ständig auf die Pause-Taste gedrückt hat, weißt du, wie sehr sich das zieht😄).

4. Wovon kannst du ein innerliches Foto machen?

Ich erinnere mich heute nicht mehr an all die Kerzen, die ich angezündet habe im Leben – also an die kleinen Pause-Taste-Momente im Alltag. Aber ich erinnere mich an bestimmte, besondere Momente. Ich weiß noch wie mein Vater an dem vorletzten Silvester, das ich noch mit ihm verbringen durfte, eine riesige Wunderkurze angezündet hat und wie er mich dabei ansah. Ich weiß noch, wie ich das erste Mal selbst ein Weihnachtsessen ausgerichtet habe und wie wir den Tisch aus der Küche provisorisch in unserem viel zu kleinen Wohnzimmer aufgestellt haben.

Welche bewussten Fotos möchtest du in der Weihnachtszeit für dich innerlich abspeichern, auf die du dann später immer wieder mit einem warmen Gefühl zurückgreifen kannst?

5. Wie kannst du dir selbst Raum schaffen?

Vielleicht fühlst du dich fremdbestimmt durch die vielen verschiedenen Weihnachtsessen, -treffen und familiären Konstellationen, bei denen die unterschiedlichsten Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden wollen. Es wäre jetzt sehr einfach zu sagen: „Na dann geh doch einfach nicht auf das Treffen mit der Schwiegerfamilie.” oder „Lad doch Opa Gerd, der sich ständig mit allen in die Wolle bekommt, einfach nicht ein.”. Gesunde Grenzen dürfen natürlich jederzeit gezogen werden. In der Realität ist das aber nicht für jede und jeden immer so einfach von heute auf morgen umsetzbar (sonst würden wir das doch alle machen oder? 😉). Da dürfen wir alle in unserem Tempo reinwachsen.

Was du aber schnell umsetzen kannst: Schaue, welche Inseln der Ruhe du dir in den herausfordernden (und manchmal auch chaotischen) Feiertagen schaffen kannst. Vielleicht kannst du vorab schon ankündigen, nach dem gemeinsamen Weihnachtsbrunch eine Runde spazieren gehen zu wollen (frische Luft, Bewegung und die Natur sind tolle Ressourcen zur Selbstregulation). Oder du benennst vorab schon andere Zeiten, in denen du dich zurückziehen wirst. Auch wenn das nur kleine Zeitfenster sind, kann die Wirkung groß sein!

6. Wie kannst du in dieser Zeit besonders gut auf dich achten?

Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass Weihnachten jedes Jahr aufs Neue vor der Tür steht. Von daher ist es eine Zeit, auf die wir uns schon vorher gut vorbereiten können. Und um für die nötige Balance zu sorgen, kannst du dir heute schon überlegen, was du dir in dieser Zeit besonders Gutes tun kannst: Welche inneren und äußeren Ressourcen kannst du für dich nutzen und aktiv einplanen? Gemeint ist damit: Was bringt dich in einen Zustand der Sicherheit und Verbundenheit? Das kann ein heißes Bad, ein gutes Buch, eine wohltuende Massage oder ausgleichender Sport sein. Oder auch bestimmte Personen, Hobbies oder Orte, an denen du dich wohl fühlst. Ich persönlich brauche z. B. regelmäßig Tage, an denen ich mich komplett zurückziehen kann und an denen ich rein gar nichts im Kalender stehen habe.

Frage dich: Womit kannst du deine Akkus wieder füllen? Und wann kannst du dir diese Zeit für dich einplanen (am besten du reservierst dir dafür wirklich Zeiten im Kalender, denn wir sparen sehr gerne an unserer Me-Time als erstes).

7. Wo kannst du an der Qualität sparen? (Ok, lass mich das erklären 😉)

Das klingt jetzt vielleicht dramatischer als es ist. Gemeint ist nicht, dass du deiner Nichte zu Weihnachten ja auch ein kaputtes Fahrrad kaufen kannst. Ich meine damit, dass du deinen Perfektionismus-Radar anschalten darfst, um Ausschau zu halten, in welcher Ecke er lauert, um dir bei der nächsten Unachtsamkeit deine Zeit und Energie zu rauben.

Bei Instagram hast du ein Foto von einem ganz tollen Nachtisch fürs (na klar) 4-Gänge-Weihnachtsmenü gesehen? Das wird bestimmt alle beeindrucken, wenn du den zauberst? Möglich. Die Frage ist immer: Zu welchem Preis. Vielleicht reichen auch 3-Gänge und gerade beim Nachtisch kann man die Menschen auch mit fertig gekauften Komponenten (wie z. B. Eis) glücklich machen. Wer dich dafür kritisiert, sagt zu erst einmal etwas über sich aus (nämlich, dass die Person darauf Wert legt) und nichts über dich. Es muss auch nicht immer die aufwändig gestalteten Weihnachtskarten sein, die selbstgebackenen Kekse oder handgemalten Geschenkanhänger. Vielleicht kommt dir beim Lesen ja schon etwas in den Sinn, bei dem auch du deine Erwartungen an dich selbst etwas herunterschrauben magst.

8. Wer kann dich unterstützen?

Gerade denjenigen, die hohe Ansprüche an sich selbst haben, fällt es häufig schwer, um Hilfe zu bitten. Es fühlt sich an, als wäre man nicht so stark wie andere oder hätte womöglich sogar versagt. Dabei sind es oft die gleichen Menschen, die ein sehr wachsames Auge dafür haben, wenn andere Hilfe brauchen, und die sofort einspringen, wenn sie unterstützen können.

Schau einmal, wo in deinem Leben du Menschen hast, die genauso gerne helfen, wo sie können. Vielleicht ist es die Patentante, die sich freut, wenn du sie fragst, ob sie ihre leckeren Kekse mitbringen kann. Oder der Bruder, der für die Weihnachtsplaylist während der Familienfeier verantwortlich ist.

Und hier noch ein liebevoller Reminder, falls du die “Von-mir-wird-erwartet-dass-ich-mich-um-alles-kümmere-Person” in deiner Familie bist: Du hast nicht die Verpflichtung, das zu tun. Du musst auch nicht warten, bis jemand dir Hilfe anbietet. Du darfst auch gezielt Menschen ansprechen, die an der Gestaltung eines schönen Weihnachten genauso beteiligt sein sollten wie du.

Ich wünsche dir eine entspannte Weihnachtszeit, wohlwollende Gefühle für dich und deine Lieben und viele kleine und große Momente des Innehaltens und Genießens.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner